1912 - Hermann Reichenbach
Hermann Reichenbach (1871-1935) führte 1912 den Handelsverein und den Verein Junger Kaufleute zum Verein der Lüneburger Kaufleute zusammen und wurde im gleichen Jahr zu dessen erstem Präsidenten gewählt. Er kann somit als Gründervater des Vereins angesehen werden.
Hermann Reichenbach war der jüngere von zwei Söhnen des Lüneburger Ehrenbürgers und Fassfabrikanten Senator Johannes Reichenbach, dem zu Ehren 1908 die Stadt vor der heutigen IHK den „Reichenbachbrunnen“ errichten ließ. Schon früh war Hermann Reichenbach dazu bestimmt, das väterliche Unternehmen weiterzuführen. Nach Ausbildung u.a. in Lüneburg, Osnabrück und Ostpreußen trat Hermann 1897 in die Fassfabrik ein und wurde nach dem Tode seines Vaters 1921 alleiniger Inhaber. In den zwanziger Jahren waren wirtschaftlich äußerst schwierige Umstände zu meistern: die Folgen des 1. Weltkrieges, der Brand der Sägerei der Fabrik (1924) und die Weltwirtschaftskrise (1929). Reichenbach musste all seine Kraft auf das Unternehmen konzentrieren und gab 1924 nach erheblichen Produktionsausfällen infolge des Brandes das Amt des Präsidenten des Vereins der Lüneburger Kaufleute auf. Im Jahre 1931 konnte das 300-jährige Firmenjubiläum gefeiert werden.
Anfang 1932 übernahm Hermann Reichenbach in politisch sehr unruhigen Zeiten ein neues Ehrenamt und wurde IHK-Präsident. Kurz darauf wurde er zunächst durch Wilhelm Fressel jun. abgelöst, der dieses Amt seinerseits nur wenig später an den Ortsgruppenleiter der Lüneburger NSDAP, Wilhelm Burmeister, abgeben musste. Hermann Reichenbach war kein Anhänger der Nazi-Ideologie, die aber von nun an Stück für Stück die Herrschaft in allen gesellschaftlichen Bereichen an sich riss. In der Folge verlor er sämtliche politischen Ämter und Ehrenämter.
Nachdem Reichenbach im Oktober 1935 überraschend verstarb, trat sein einziges Kind, die verwitwete Käthe Staak (geb. Reichenbach, 1900-1984) ein schweres Erbe an. Da ihre Mutter Gertrude Reichenbach einen jüdischen Vater hatte, galt Käthe Staak nach der NS-Terminologie als „Mischling zweiten Grades“. Inwiefern der Verkauf des Traditionsunternehmens 1940 an den Barackenfabrikanten Rabe nicht nur wirtschaftlichen Zwängen geschuldet war, ist nicht vollständig geklärt und Gegenstand der Forschung.